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24.03.2019

Happy End – perspektywy i narracje możliwej przyszłości

Akademie 2019 des IFK Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften | Kunstuniversität Linz in Wien

Happy End – Prospekte und Narrationen möglicher Zukunft

18.–24. August 2019: Jägermayrhof

Mit dem Happy End ist zumeist das gute Ende einer Geschichte gemeint. Doch ist ein ‚glückliches Ende’ wirklich immer ein gutes? Vor der derzeitigen Flut an dystopischen Entwürfen in Literatur, Film und Theater, aber auch in der Geschichte, Soziologie und Urbanistik lässt sich diese Frage neu stellen: Sind Happy Ends Reaktionen auf Szenarien der Ausnahme? Dienen sie zur
Traumaverarbeitung, gerade vor dem Hintergrund von negativen Erfahrungen? Was verbindet sie mit den Wünschen für eine gute Beziehung, einen guten Arbeitsplatz oder auch dem guten Leben in einer Stadt? In welchen Sektoren sind sie am häufigsten zu finden? In welchen Genres, Figuren, Motiven? Wie gehören Komik und Happy End zusammen? Können gute Enden auch offen sein?
Schon Kaiser Joseph II. veranlasste, dass Stücke im Wiener Burgtheater keine traurigen Schlüsse mehr haben sollten, um sein Volk nicht in schlechte Stimmung zu versetzen. Selbst Romeo und Julia oder Hamlet wurden nicht verschont. Und heute? Während in der Öffentlichkeit durchaus diverse und oftmals ironische Antworten zirkulieren, favorisieren politische Strömungen mit populistischen und nationalistischen Entwürfen eine andere Tendenz, die das Happy End auf seine konservative Bedeutung reduziert: Der weiße Mann bekommt die Hausfrau seiner Träume und rettet nebenbei die Welt. Kurzum, was sagen uns geschichtsphilosophische, soziologische, kulturwissenschaftliche und künstlerische Zukunftsvisionen über die Lage der Gegenwart?

IFK Sommerakademie widmet sich in interdisziplinären Gesprächen den möglichen Happy Ends unserer Zeit.

Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz, Abteilung Kulturwissenschaft)
Andreas Gehrlach (Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Kulturwissenschaft)
Elena Esposito (Universität Bielefeld, Modena und Reggio Emilia, Sozialwissenschaft)
Siegfried Atteneder (Kunstuniversität Linz, Abteilung Architektur)
Inga Anderson (Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum, Bereich Bildung, Gender)

Sektionen

Sektion 1: Karin Harasser

Vor den letzten Dingen. Zeithorizonte der Geschichtsschreibung

Welche Zeitvorstellungen prägen politische Strategien und Entscheidungen? Und welche
Zeitvorstellungen dominieren in den historischen Wissenschaften? Wie kann Geschichte so geschrieben werden, dass sie in die Gegenwart auf eine Weise interveniert, die einen
Zukunftshorizont öffnet? Wie sollen wir Geschichte in ihrer Wandelbarkeit ernst nehmen, ohne sie der Beliebigkeit auszuliefern? „Geschichte. Vor den letzten Dingen“, so lautet der Titel von Siegfried
Kracauers posthum erschienenem letzten Buch. Die historische Arbeits- und Darstellungsform entwirft er hier als einen Zwischenbereich. Geschichte ist weder Wissenschaft, also positivistisch:
ganz bei den Quellen und Dingen, noch ist sie Philosophie, handelt also nicht von letzten Wahrheiten. Trotz gemeinsamer intellektueller Wurzeln mit Theodor W. Adorno und Walter Benjamin ist das
Geschichtsbuch deshalb auch eine Absage an die Geschichtsphilosophie mit ihren theologischen Residuen. Ein Ende der „großen Erzählungen“? Welche Utopien oder Untergangserwartungen
behaupten sich dennoch in historischen Darstellungen? Die Sektion erkundet in diesem Sinn erkenntnistheoretische, theologische und ästhetische Prämissen von Geschichte, nicht nur der
akademischen Geschichtsschreibung, sondern etwa auch in historischen Romanen und Filmen.

Sektion 2: Andreas Gehrlach

„Wiener Schlüsse“: Happy Ends in Literatur, Theater und Film

Der reformfreudige Kaiser Joseph II. dekretierte, dass alle Theaterstücke am Wiener Burgtheater mit einem guten Ende zu versehen seien, um die Bevölkerung nicht zu deprimieren. Romeo und Julia
endeten am Burgtheater also – so schwer dies vorzustellen ist – als glückliches Paar. Zugleich verbannte der Kaiser dagegen die Oper und das Ballett aus Wien, weil sie ihm insgesamt zu heiter
waren. Das Happy End-Dekret wurde nach dem in der Bevölkerung wenig betrauerten Tod des Kaisers wieder aufgehoben. Vielleicht hat es aber seinen letzten Nachhall im berittenen Boten des
Kaisers, der am Ende der Dreigroschenoper unvermittelt die große Begnadigung ausspricht, oder darin, dass für den postapokalyptischen Kinofilm I am Legend von Francis Lawrence sowohl ein
glückliches als auch ein trostloses Ende gedreht wurde.
Parallel zum Glaubwürdigkeitsverlust der religiösen Erlösungsversprechen, zum Hoffnungsschwund sozialrevolutionärer Bewegungen und dem Aufkommen ökologischer Endzeitszenarien sind utopische
oder auch nur tröstliche Narrative seltener geworden. Dystopische und apokalyptische Visionen konzentrieren sich dagegen zumeist auf das schlimme Ende selbst und betonen so eine gewisse
Unausweichlichkeit des Schreckens. Von der Antike bis heute stehen Erzählungen in einem Spannungsverhältnis zum möglichen Glücksversprechen ihres Endes, das historisch schwankt und
auch durch imperiale Dekrete nicht endgültig geregelt werden kann. Wer weiß, vielleicht hofften schon die Athener Theaterbesucher insgeheim auf ein Happy End für Antigone, trotz der scheinbaren
Unausweichlichkeit ihres Schicksals?

Sektion 3: Elena Esposito

Nach der Arbeit: Algorithmische Prognosen gegen gemeinsame Unsicherheit

Beschleunigte ökonomische und technische Transformationen – Globalisierung, Digitalisierung, Robotik, Hochgeschwindigkeitshandel, Schuldenkrisen usw. – verändern auch unsere Lebens- und
Arbeitswelten. Ängste vor Arbeitslosigkeit und Altersarmut werden durch Debatten um Grundeinkommen, Mindestsicherung, Rentengarantien, „Bullshit-Jobs“ oder „voluntary work“ nicht
gemildert. Das Verhältnis zwischen Arbeit und Identität wirkt erschüttert, allen utopischen Träumen von einem Leben in Muße zum Trotz. Daran können auch die jüngsten Fortschritte der
algorithmischen Prognosen wenig ändern. Sie versprechen zwar genaue Vorhersagen für einzelne Personen, Strukturen oder Ereignisse, und dadurch eine neue Form der Bewältigung von
Unsicherheit und Offenheit der Zukunft. Aber sie im Voraus zu kennen, ist nicht nur ein Vorteil. Die Unsicherheit der Zukunft ist für unsere Gesellschaft auch eine Ressource. Seit der Moderne
fokussieren verschiedene soziale Einrichtungen gerade unsere gemeinsame Unsicherheit, um mit der Offenheit kommender Zeiten umzugehen. Da niemand die Zukunft in der Gegenwart wirklich
kennen kann, soll – etwa mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsrechnung, Statistik und algorithmischer Prognose – die von allen geteilte Ungewissheit reduziert werden. Ökonomische Forschungs- und
Beratungsinstitute berechnen nicht nur das nationale Wirtschaftswachstum, sondern auch die möglichen Effekte globaler Entwicklungen. Versicherungen verteilen das Risiko ungewisser künftiger
Schäden auf Kollektive. Medizin und Pharmakologie untersuchen menschliche Krankheiten, ohne zu wissen, wer konkret welche Behandlung und Pflege brauchen wird. Polizeiarbeit verwaltet und
kontrolliert die verbreitete und unbestimmte Möglichkeit krimineller Handlungen. In dieser Sektion wollen wir also diskutieren, wie sich die stabilisierten Formen des Managements der Zukunft
verändern werden, wenn ihre erste Ressource – die gemeinsame Unsicherheit – zu fehlen beginnt.

Sektion 4: Sigi Atteneder

Neue Städte: Modelle urbaner Zukunft

Städte sind nie ‚fertig‘, und wie die Geschichte zeigt, sind es schon gar keine Happy Ends, wenn sie tatsächlich einmal aufhören zu existieren. Neue Städte dagegen entstanden und entstehen zumeist
aus ökonomischen Gründen. Gegenwärtig neu gebaute Städte nehmen Zuzug vom Land auf, neue Reißbrett-Städte skizzieren eine ökologisch-technologische Zukunft. Geht es aber um die Frage, ob
und wie gutes Leben in der Stadt möglich sei, sind bestehende Städte wichtig. Eine enorme Differenz zwischen den Städten des globalen Südens und des globalen Nordens, aber auch immense interne,
speziell sozioökonomische Unterschiede sind evident. Das Spektrum zwischen Ash Amins „elite cities“ und „squatter cities“, quer durch alle Maßstäbe hindurch, könnte ein prägendes Element der
urbanen Zukunft bilden. Wie schaffen wir ein Miteinander und einen Ausgleich zwischen den Städten als Zentren der Innovation, der gut bezahlten Jobs, des Vergnügens, der Freizeit, und den Städten als
Orten des Schmutzes, der fehlenden Infrastruktur, der Entbehrung sowie der Erfahrung, ausgenützt und ausgeschlossen zu werden?

Sektion 5: Inga Anderson

Visionen des guten Endes: Liebe, Lebensalter, Tod

Dass er in einem Bild sterben wolle, schrieb Christoph Schlingensief 2008 in sein Tagebuch einer Krebserkrankung. Der Wunsch, ein unvermeidbares Ende zu gestalten, ist wohl für die meisten Menschen nachvollziehbar: Er betrifft den eigenen Tod genauso wie die verschiedenen Lebensetappen – von Abschlussprüfungen in Schule oder Studium und dem Eintritt in das Berufsleben bis zum
„Pensionsschock“ – oder das Ende von Beziehungen. Offen bleibt freilich, wie intensiv die imaginative Vorwegnahme des Endes werden darf: Zur gängigen Vorstellung von Romantik passt es jedenfalls
nicht, wenn Liebende schon zu Beginn ihrer Beziehung Eheverträge oder Gütertrennungen vereinbaren und sich also den Kopf über ein mögliches Ende der Liebe zerbrechen. Auch der Aufruf,
für die eigene Rente vorzusorgen und sich bis ins Alter gesund zu halten, kann die Ängste vor dem Kontrollverlust über die eigene Zukunft nicht dauerhaft beruhigen. Und zuletzt stößt etwa die
Hospizbewegung, die einen wichtigen Beitrag zum offeneren Umgang mit dem Tod geleistet hat, bei der Sterbehilfe an eine Grenze, die sie vehement diskursiv absichert. In dieser Sektion sollen Bilder
vom guten Ende und gelungenem Abschied untersucht werden, um ihre Spannungen und Ambiguitäten, ihre Ethik und Ästhetik zu diskutieren. Von einer biografisch orientierten Mikroebene
ausgehend, können dabei auch dezidiert kulturhistorische und kulturtheoretische Fragestellungen adressiert werden. Historische Beispiele sind ebenso willkommen wie Analysen aktueller Beispiele
und Phänomene.

Ablauf

TeilnehmerInnen:

NachwuchswissenschafterInnen und kulturwissenschaftlich versierte KünstlerInnen, die ein zentrales Interesse an Kulturwissenschaften haben. Österreichische BewerberInnen oder solche, die an
österreichischen Wissenschaftseinrichtungen arbeiten, werden besonders zur Antragsstellung ermutigt.

Arbeitsablauf:

Von den TeilnehmerInnen wird erwartet, dass sie binnen sechs Wochen nach Teilnahmebestätigung in einem kurzen Text von ca. sechs Seiten (15.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) ein Argument zum
Subthema einer Sektion darlegen und dieses im Rahmen der Akademie frei referieren, paraphrasieren, kontextualisieren sowie mit den anderen TeilnehmerInnen und den Mitgliedern der
IFK_Faculty diskutieren. Dafür steht jeweils eine Stunde pro TeilnehmerIn zur Verfügung, wobei alle TeilnehmerInnen und alle Mitglieder der IFK_Faculty an allen Sektionen teilnehmen. Um eine
intensive Diskussion und einen ausgeglichenen Wissensstand zu ermöglichen, wird die Lektüre der Kurztexte aller TeilnehmerInnen sowie von fünf Grundlagentexten vorausgesetzt, die als
Arbeitsunterlagen vorweg in einem Reader zur Verfügung gestellt werden.

Anwesenheit:

Im Interesse des wissenschaftlichen Austauschs ist es unerlässlich, dass alle TeilnehmerInnen während der Gesamtdauer der IFK_Akademie anwesend sind.

Arbeitssprache:

Die Arbeitssprache ist Deutsch. Bewerbungen aus dem nicht-deutschsprachigen Raum sind willkommen.

Auswahl der TeilnehmerInnen:

Die Verständigung über die erfolgreiche Bewerbung zur IFK_Akademie erfolgt Anfang Mai 2019.
Anschließend nehmen die Mitglieder der IFK_Faculty mit den StipendiatInnen Kontakt auf, um die einzelnen Beiträge für die Akademie mit ihnen abzustimmen.

Stipendienumfang:

Alle ausgewählten BewerberInnen – insgesamt maximal 20 Personen – erhalten vom IFK ein Stipendium, das die Unterbringung im Einzelzimmer, die Verpflegung (exkl. alkoholische und Soft-
Getränke) sowie die Bereitstellung der Arbeitsunterlagen beinhaltet. Die Reisekosten sind selbst zu tragen. Im Anschluss an die Verständigung über die erfolgreiche Bewerbung werden die organisatorischen Details bekannt gegeben.

Bewerbungsunterlagen:

1) Stammdatenblatt (siehe Antragsformular)
2) Konkreter Themenvorschlag zu einem der fünf Subthemen (3.000–4.000 Zeichen inkl.Leerzeichen)
3) Tabellarischer Lebenslauf
4) Tabellarischer Bildungsgang (Schule, Universität, etc.), Kopie des letzten akademischen Abschlusszeugnisses, gegebenenfalls eine Liste der wissenschaftlichen Veröffentlichungen

Bewerbungsfrist:

Der Antrag ist per E-Mail mit EINER angehängten PDF-Datei, die alle Bewerbungsunterlagen enthält, bis spätestens 17. März 2019 zu senden an: akademie@ifk.ac.at
Bitte benennen sie die Datei folgendermaßen: Akademie 2019_Name

IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften | Kunstuniversität Linz in Wien
1010 Wien, Reichsratsstraße 17, Tel.: +43 1 504 11 26, E-Mail: ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at