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Nie jestem botem

Gespräch:
Clemens J. Setz „Der Trost runder Dinge“
Mit: Agnieszka Kowaluk i Adam Lipszyc
Clemens J. Setz „Pociecha rzeczy okrągłych”
Übersetzung: Agnieszka Kowaluk
Nachwort: Adam Lipszyc
Verlag Filtry 2024
Foto: ©Max Zerrahn

Ein Schriftsteller, dessen Flug gestrichen wurde, muss bei der Rückkehr nach Hause feststellen, dass seine Frau während seiner Abwesenheit die Wohnung in ein Lazarett umgewandelt hat.
Ein Hausmeister, der sich in eine blinde Frau verliebt, entdeckt zu seiner Bestürzung obszöne Sprüche an den Wänden in ihrer Wohnung.
Ein neurotischer Maler hat eine Phobie vor männlichen und weiblichen Achselhöhlen, weil er nachts zu sehen glaubt, wie Geschöpfe mit daumengroßen Köpfen aus ihnen herauskriechen ...
Dies sind nur einige Beispiele für das, womit die Figuren in Setz’ Erzählungen konfrontiert werden.

Setz’ Fantasie kennt keine Grenzen. Er interessiert sich vor allem für das Kranke, Verletzliche, Normabweichende. Menschliche Schrullen, Neurosen und Obsessionen sind wiederkehrende Motive in seinen Erzählungen. Der Wahnsinn von Setz’ Figuren ist jedoch erstaunlich „rational“: Denn er schützt sie vor dem Schmerz der Existenz und dem Chaos der Welt. Ähnlich verhält es sich mit dem Surrealismus dieser Erzählungen: Durch die Einführung fantastischer Elemente betont der Autor die Entfremdung seiner Figuren, deren Gefühl, eine unwirkliche Existenz zu führen. Setz’ Figuren haben sich von der Welt losgelöst, sie sind unfähig, sich ihr anzupassen. Doch kann jemand – der noch ganz bei Trost ist – mit einer derart grausamen Wirklichkeit in Harmonie leben? Oder sind nicht vielmehr die „an die Welt Angepassten“, wie Adam Lipszyc im Nachwort zu „Der Trost runder Dinge“ suggeriert, diejenigen, die im Wachzustand schlafen?

Die Prosa von Clemens J. Setz lässt so manche Frage unbeantwortet. In einer Zeit, in der Non-Fiction und autobiografische Prosa dominieren, sind Erzählungen, die mit der Realität spielen und sich einfachen Diagnosen verweigern, Gold wert.

Trotz des titelgebenden Trosts nehmen Setz’ Geschichten den Leser nicht in den Arm, sie verschaffen ihm keine Erleichterung. Es ist die Sprache, die angesichts des Unheimlichen und der Angst Trost spendet. Es sind die plötzlich aus der Reihe tanzenden Sätze, die dem Leser das Gefühl geben, lebendig zu sein und aus den kognitiven Automatismen herausgerissen zu werden. Agnieszka Kowaluk, Übersetzerin

Clemens J. Setz - geboren 1982 in Graz, lebt in Wien. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis, zu dessen Preisträgern Max Frisch, Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek gehören. Letztere hält Setz für den bedeutendsten lebenden Schriftsteller Österreichs. Er ist Autor von sechs Romanen und drei Erzählbänden sowie von Theaterstücken, Essays und Gedichten. Setz wurde berühmt durch die Romane „Die Frequenzen“ (2009) und „Indigo“ (2012), viele Kritiker verweisen jedoch darauf, dass sein literarisches Talent in seinen Erzählungen am stärksten zum Ausdruck kommt. Setz, der sich für neue Technologien und künstliche Sprachen begeistert, schöpft Inspiration aus der romantischen Tradition der Schauerliteratur und des Grotesken sowie aus Science-Fiction-Klassikern, allen voran aus den Werken von Philip K. Dick. Kritiker vergleichen sein literarisches Schaffen mit dem von Franz Kafka, Robert Walser, Peter Handke, Edgar Allan Poe, David Foster Wallace und Stephen King. „Der Trost runder Dinge“ ist das erste Buch von Setz, das auf Polnisch erscheint.


07.08.2024 (Mi.), 16:00 Uhr
Festival der polnischen Sprache / Festiwal Stolica Języka Polskiego, Hauptszene
ul. Zamojska 70, Szczebrzeszyn
Auf Polnisch
Eintritt frei






07.08.2024 16:00 Festiwal Stolica Języka Polskiego
ul. Zamojska 70
Szczebrzeszyn