Ein Gespräch zum Essayband „Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms“
von Peter Handke
(Übersetzung: Jacek St. Buras, Verlag Eperons-Ostrogi, 2021)
Mit: Monika Muskała, Anna Wołkowicz (Universität Warschau) und Paweł Mościcki (Polnische Akademie der Wissenschaften)
Moderation: Adam Lipszyc (Polnische Akademie der Wissenschaften)
Organisation: Österreichisches Kulturforum Warschau
So bin ich eigentlich nie von den offiziellen Erziehern erzogen worden, sondern habe mich immer von der Literatur verändern lassen. Von ihr bin ich durchschaut worden, von ihr habe ich mich ertappt gefühlt, von ihr sind mir Sachverhalte gezeigt worden, deren ich nicht bewußt war oder in unbedachter Weise bewußt war. Die Wirklichkeit der Literatur hat mich aufmerksam und kritisch für die wirkliche Wirklichkeit gemacht. Sie hat mich aufgeklärt über mich selber und über das, was um mich vorging. […]
Eine normative Literaturauffassung freilich bezeichnet mit einem schönen Ausdruck jene, die sich weigern, noch Geschichten zu erzählen, die nach neuen Methoden der Weltdarstellung suchen und diese an der Welt ausprobieren, als „Bewohner des Elfenbeinturms“, als „Formalisten“, als „Ästheten“. So will ich mich gern als Bewohner des Elfenbeinturmes bezeichnen lassen, weil ich meine, daß ich nach Methoden, nach Modellen für eine Literatur suche, die schon morgen (oder übermorgen) als realistisch bezeichnet werden wird, und zwar dann, wenn auch diese Methoden schon nicht mehr anwendbar sein werden, weil sie dann eine Manier sind, die nur scheinbar natürlich ist, wie jetzt die Fiktion als Mittel der Wirklichkeitsdarstellung in der Literatur noch immer scheinbar natürlich ist. […] – Peter Handke
25.01.2022 (Di.), 18:00
ON-LINE
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Registrierung: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_nqmd2BGkT0eIcxWSC1N_lQ
Eintritt frei, nach der Registrierung
Auf Polnisch