Theaterstück:
„Kaspar“ – Schauspieler:innen des Teatr Potrzebny
Regie: Hanna Kręcisz
Ton: Ingrida Fila
Technik: Mateusz Plona
Schauspieler:innen des Teatr Potrzebny, das im Rahmen der Stiftung „Też chcemy być“ in Warschau tätig ist
Das Stück „Kaspar“ zeigt nicht, wie es mit Kaspar Hauser WIRKLICH ist oder war. Es zeigt, was bei jemandem MÖGLICH IST. Es zeigt, wie man durch Sprechen jemanden zum Sprechen bringen kann. Das Stück könnte auch den Titel „Die Tortur des Sprechens“ tragen.
Kaspar Hauser ist eine echte Figur. Im Mai 1828 erschien ein Junge unbekannter Herkunft im Alter von sechzehn Jahren auf den Straßen Nürnbergs. Er war in der Lage, nur einen Satz zu sagen: „Ich will Reiter werden, wie mein Vater“. Nachdem er ausgebildet und an das Leben in der Gesellschaft angepasst worden war, starb er 1833 unter unerklärlichen Umständen auf Grund einer erlittenen Wunde. Seine mysteriöse Biografie und sein Tod bildeten eine Legende, die bis heute viele Filmemacher inspiriert. Werner Herzogs Film „Jeder für sich und Gott gegen alle“ entstand im Jahr 1974.
Handkes „Kaspar“ ist kein historisches Stück, und sein Protagonist ist auch nicht die authentische Figur des Kaspar Hauser. Die Legende aus dem 19. Jahrhundert diente dem Autor lediglich als Ausgangspunkt, um 1967 ein Drama zu schreiben, das als eines der bedeutendsten Stücke - oder Anti-Stücke - des österreichischen Dramatikers gilt. In „Kaspar“ schildert Handke den Schöpfungsprozess des Menschen und zugleich seine Entmündigung durch die Sprache. *
Was heißt es eigentlich, zu sprechen? Oder besser, wer spricht, wenn wir glauben, für uns selbst zu sprechen? Werden wir zu einer Gruppe, indem wir diejenigen ausschließen, die wir nicht in der Gruppe haben wollen? Wer ist eine Person ohne jemanden? Und gibt es ihn überhaupt? Wer ist der Andere? Und was machen wir mit ihm? All diese Fragen hat sich „Kaspar“ während der Arbeit an dem Stück gestellt.
*Text vom Verlag
14.12.2024, 18:00 Uhr
Centrum „Łowicka”
ul. Łowicka 21, Warszawa
Auf Polnisch
Eintritt frei