Lesestunde zum Roman "Geistergeschichte" von Laura Freudenthaler,
der demnächst in Übersetzung von Eliza Borg im Verlag OD DO erscheint
Moderation: Barbara Klicka und Grzegorz Jankowicz
Im Zyklus „Lesestunden“ der Tygodnik-Powszechny-Stiftung
Foto: © Marianne Andrea Borowiec
Auf den ersten Blick erzählt Laura Freudenthalers Roman von den Liebesnöten der Hauptfigur Anna, einer französischen Immigrantin und Pianistin. Wir lernen sie kennen, als sie ein Jahr Urlaub nimmt, um ein Musiklehrbuch zu schreiben. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass ihr Partner Thomas sie betrogen hat und ein Verhältnis mit einer anderen Frau hat. Doch je länger wir Freudenthalers Roman lesen, desto mehr Zweifel kommen uns, die wir bis zum Schluss nicht mehr loswerden. Es tauchen Signale auf, dass Anna sich bestimmte Ereignisse und Personen lediglich einbildet. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Untreue des Partners nicht stattgefunden hat. Vielleicht sind der emotionale Zustand, in dem sich die Heldin befindet, ihre rege Fantasie und ihre selbstaggressiven Gesten das Ergebnis eines traumatischen Erlebnisses. Nichts ist hier offensichtlich, nichts ist definitiv bestätigt, wir können keine Möglichkeit ausschließen. Freudenthaler spricht über eine Beziehung zwischen Menschen und die sie bedingenden Kräfte. Geister, auch wenn sie nicht existieren, haben einen gewaltigen Einfluss auf diese Beziehung.
24.11.2021 (Mi.), 12:00
ON-LINE
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Auf Polnisch
Eintritt frei