Seminar der Reihe „Arbeitskreis österreichisches Theater: alte Meister“
Shakespeare, Voltaire und ich
Thomas Bernhard, Der Theatermacher
Leitung: Paweł Zarychta (Jagiellonen-Universität Krakau), Marek Podlasiak (Nikolaus-Kopernikus-Universität Thorn), Krzysztof Tkaczyk (Universität Warschau)
Lektüre: Thomas Bernhard, Komediant, übers. von Jacek St. Buras
Veranstalter: Österreichisches Kulturforum Warschau
Partner: Agentur für Theater und Drama ADiT, www.teatralny.pl, Österreich Bibliothek in Warschau
Patronat: Institut für Germanistik Universität Warschau
Auf die Irritation kommt es an, wir sind nicht dazu da, den Leuten eine Gefälligkeit zu erweisen. Das Theater ist keine Gefälligkeitsanstalt. – Bruscon
Utzbach gibt es nicht. Was es gibt, ist Atzbach – eine kleine Gemeinde in Oberösterreich, weniger als fünf Kilometer von Ottnang am Hausruck entfernt, wo der Autor von Der Theatermacher (1985), Thomas Bernhard, in den 1970er Jahren lebte. Und da Bernhard kein Auto hatte, war er gezwungen, die Reize der Gegend haptisch zu erkunden. Aber die Reize der österreichischen Provinz sind doch nicht das eigentliche Thema dieses herrlichen Theatertextes. Übrigens, die zweifelhaften Reize. So meint zumindest der Protagonist des Stücks – Bruscon, ein Schauspieler und Dramatiker, der mit einer Truppe seiner engsten Familienangehörigen von Stadt zu Stadt reist, um seine Komödie über die Mechanismen der Macht, betitelt Das Rad der Geschichte, aufzuführen.
Bruscon ist ein Tyrann und theatralischer Alleinherrscher. In seine eigene Stimme verliebt, redet er allzu gern und erteilt Befehle. Und dies unaufhörlich. Er belehrt, schimpft und gibt Anweisungen. Seine Frau, seine Tochter, sein Sohn, die Besitzer des kleinen Wirtshauses, in dem die Aufführung stattfinden soll, zählen nicht wirklich. Alles, was zählt, ist das Theater! Und die Vision eines Demiurgen, die sich mit der Enge des Wirtshauses und der geistigen Enge der Utzbacher Zuschauer kaum vereinbaren lässt. Und Bruscon hofft doch so sehr auf ihre Ankunft, denn schließlich, wie Lessing schrieb, „Die Kunst geht nach Brot“.
In Bernhards Stück finden wir die uns schon wohl bekannten und von dem Autor gern aufgegriffenen Themen: das Schweben zwischen Hass und Liebe zum Theater, zu sich selbst und zu Österreich (wobei die Liebe zu letzterem nicht so stark ausgeprägt zu sein scheint).
22.01.2025 (Mi.), 19:00 Uhr
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