Lesestunde zum Schaffen von Christine Lavant
unter besonderer Berücksichtigung der Novelle
„Der Knabe“ aus dem Band „Die Türgeschichte und zwei andere Erzählungen“
in Übersetzung von Małgorzata Łukasiewicz
Moderation: Jan Balbierz, Literaturhistoriker, Kritiker und Essayist
Im Zyklus „Lesestunden“ der Tygodnik-Powszechny-Stiftung
Christine Lavants Schreiben erwächst aus ihrer Erfahrung – den wiederkehrenden Krankheiten, den damit einhergehenden Schmerzen, den emotionalen Krisen, die sie ihr Leben lang heimsuchten. Die Literatur wurde für sie schon recht früh zu einem Refugium. Die Erzählung über erste Lektüren und Schreibversuche ist in ihrem Fall reich an den bekannten Figuren der Flucht in eine alternative Welt und der Sehnsucht nach Freiheit, die sich lediglich als Traum verwirklichen lässt. Schon in jungen Jahren zur Isolation verurteilt, begann Lavant, in der Sprache einen Raum zum Leben zu erschaffen. Jeder aufgezeichnete Satz erweiterte diese Sphäre. Mit jedem weiteren Absatz wuchs ihr Besitztum. Jeder abgeschlossene Text war eine Transgression, die wörtlich zu verstehen ist – nicht als Überschreiten einer bestimmten Grenze, sondern ganz einfach als Schritt über den Ort hinaus, an dem wir bisher festgesessen haben. Lavant überschreitet die krankhaften Beschränkungen in der Sprache mit den Mitteln der Sprache. Je schwächer der Körper, je labiler der Mensch, desto präziser die Sprache der Erzählung. Lavants Worte drücken Schmerz aus, aber erliegen ihm nicht, sie erzählen von Krankheit, aber infizieren nicht.
10.11.2021 (Mi.), 12:00
ON-LINE
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Eintritt frei / auf Polnisch