Arbeitskreis österreichisches Theater: wider/wieder Erinnerung
Wiener Blut
Silke Hassler & Peter Turrini: Jedem das Seine
Leitung: Joanna Firaza (Universität Lodz), Agnieszka Jezierska-Wiśniewska (Universität Warschau), Krzysztof Tkaczyk (Universität Warschau)
Lektüre: Silke Hassler & Peter Turrini, Każdemu, co mu się należy!, übers. von Aleksander Berlin.
Veranstalter: Austriackie Forum Kultury w Warszawie
Patron: Instytut Germanistyki Uniwersytetu Warszawskiego
Foto © Martin Vukovits
Ende April 1945: In Wien wird die Provisorische Regierung der wiedererrichteten demokratischen Republik Österreich ausgerufen. Auf der Ringstraße vor dem Parlament tanzen junge Wienerinnen mit russischen Soldaten Walzer. Zur selben Zeit in der österreichischen Provinz: Eine Gruppe von jüdischen Häftlingen wird auf ihrem erzwungenen Fußmarsch Richtung Mauthausen in einen Stadel eingesperrt. Sie sind am Ende ihrer Kräfte, der Hunger und die Kälte setzen ihnen noch weiter zu.
– Das Unvereinbare, S. Hassler und P. Turrini
Wie sollte man von Zeiten berichten, in denen das lateinische Sprichwort suum cuique – jedem das Seine, das seit immer als Grundsatz der Gerechtigkeit galt, auf einmal zum Motto am Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald wurde und der unschuldige Titel der Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauss (Sohn) eine grausige Bedeutung erhielt? Wie kann man die Todesmärsche des Winters 1944/45 dem Vergessen entreißen, ohne ins Banale zu geraten oder mit Bildern unmenschlicher Grausamkeit zu schockieren? Und wie lässt sich angesichts der ungeheuren Tragödie der Opfer von den Anzeichen der Menschlichkeit bei denen erzählen, die mehr oder weniger passive Zeugen der Shoah waren? Hassler und Turrini geben ihrer Geschichte die Form einer Tragikomödie. Eine wirklich überraschende Entscheidung – umso mehr reflexionswert.
15.11.2021 (Mo.), 19:00 Uhr
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